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Seit jüngster Zeit liefert Haage & Partner [1] neuen Nachschub für alle Grafik-Artisten unter den Amiga-Anwendern aus. Die sogenannte "ArtEffect Plugins-Collection" erweitert ArtEffect um zusätzliche Filter, eine Postscript-Druck-Funktion, Rahmen-Effekte und ein neues Lade/Speicher-Modul für zusätzliche Grafikformate - dem SuperView-Plugin. Anwender, die noch nie etwas mit ArtEffect zu tun hatten, können mit der Vollversion von ArtEffect2.5, die ebenfalls auf der CD bereit liegt, sofort in die Welt der digitalen Bildverarbeitung einsteigen. Ob sich die Anschaffung von 89,-DM (ca. 45,- EURO) lohnt, möchte ich hier kurz schildern.
Für den Einsatz der Plugins-Collection wird ArtEffect ab der Version 2 benötigt. Die Plugins funktionieren nicht mit den Versionen 1.5 oder 1.5SE zusammen. Um unnötigen Kaffeekonsum vorzubeugen (einige der mitgelieferten Filter sind sehr rechenintensiv), ist eine schnelle 68k-CPU (040/060), Grafikkarte, umfangreicher Speicherausbau und eine schnelle Festplatte ratsam. Eine PowerPC-Erweiterung wird nicht unterstützt. Die Piktogramme auf der CD liegen im OS3.5/3.9-Format vor, so daß die optische Erscheinung auf OS-Versionen kleiner 3.5 etwas zu wünschen übrig läßt. Nichtsdestotrotz wird nur AmigaOS ab Version 3.0 benötigt.
Die Plugins-Collection wird, wie es in Amiga-Kreisen mittlerweile Gang und Gebe ist, ohne gedruckte Anleitung ausgeliefert. Eine englisch/deutschsprachige Anleitung ist auf der CD enthalten. Die CD, die eigentlich auch keine richtige CD sondern nur ein gebrannter Rohling ist, der allerdings mit einem farbenfrohen Label aufgewertet wurde, liegt zusammen mit einem einseitig bedruckten Inlay in einer gewöhnlichen CD- Hülle. Zu meinem Erstaunen ist das Inlay ebenfalls "Marke Eigenbau" - sprich: mit einem Tintenstrahldrucker erstellt worden. Da der Plugins- Collection weder eine Registrierkarte noch -nummer beiliegen und der Rohling auch nicht auf sonstige Art vor illegalen Kopien geschützt wurde, fragt man sich doch, warum es Haage & Partner etwaigen Raubkopierern so einfach machen muß. Auch der Käufer wird durch so eine Distributions-Form verunsichert, da er sich so nicht sicher sein kann, ob er eine lizenzierte CD oder doch nur eine Raubkopie erworben hat.
Wer noch keine ArtEffect-Installation auf der Festplatte sein Eigen nennen kann, sollte mit der Installation der mitgelieferten Version 2.5 von ArtEffect beginnen. Die Installation dieser Version funktioniert völlig tadellos und nach einem Neustart können sofort die Plugins installiert werden.
Die Installation der Plugins erfolgt ebenfalls mit Hilfe eines Installer- Skripts aber leider nicht ganz so problemlos. Der Installer meldet zwar keine Fehler und der Installations-Vorgang läuft auch fehlerfrei ab, nur leider sind nach einem Neustart des Rechners in den Menüs von ArtEffect keine neuen Plugins zu sehen. Zumindest dann nicht, wenn ArtEffect vor der Installation der Plugins nicht völlig neu aufgespielt wurde. Dies liegt daran, daß die älteren Plugins-Voreinstellungen im "Settings"-Verzeichnis mit den neuinstallierten Plugins nicht korrekt zusammenarbeiten. Abhilfe schafft das Löschen oder Umbenennen des genannten "Settings"- Verzeichnis ("ArtEffect:Settings"). Nach einem Neustart erkennt ArtEffect die neuen Plugins einwandfrei. Leider muß ArtEffect nach dieser Prozedur auch komplett neu konfiguriert werden. Hier müßte Haage & Partner noch nachbessern. Wer die neuen Rahmen-Dokumente auf der Festplatte unterbringen möchte, sollte ca. 500 MB freien Speicherplatz auf derselben zur Verfügung haben. Die Rahmendokumente können aber auch problemlos von der CD oder einer anderen Partition verwendet werden. Das Skript fragt dies vor der Installation glücklicherweise beim Anwender ab.
Das SuperView-Plugin von Andreas R. Kleinert wird mittels eines eigenen Skripts installiert. Dies funktionierte wiederum völlig problemlos auf meinen Rechnern. Achtung! Während der Installation warnt das Skript vor einer gleichzeitigen Verwendung des Commodities MCP zusammen mit dem SuperView-Plugin (einige MCP-Patches müssen unbedingt deaktiviert werden). Diese Warnung sollte ernst genommen werden. Zumindest bei mir führte die gleichzeitige Verwendung des SuperView-Plugins zusammen mit diesen MCP- Patches zum sofortigen Systemabsturz.
Die Anleitung und Beschreibung der neuen Plugins liegt auf der CD als mehrsprachiges HTML-Dokument vor. Da englische und deutsche Beschreibungen immer untereinander und im selben HTML-Frame dargestellt werden, ist dies nicht unbedingt als übersichtlich zu bezeichnen. Sehr schön dagegen sind die "Vorher/Nachher"-Grafiken. Ein Mausklick auf eine Grafik veranlaßt den Browser dazu, dieselbe Grafik nach der angewandten Filteroperation zu laden. Dadurch läßt sich sehr schnell erkennen, zu welchem Ergebnis der Anwender mit welchem Filter kommen kann. Die auf der CD mitgelieferte Anleitung wurde von Haage & Partner übrigens auch ins WWW gestellt. Wer sich die Anleitung online ansehen möchte, kann dies unter [2] tun.
Die Anleitung des umfangreichen Postscript-Plugins befindet sich als eigene, leider nur englischsprachige, Amigaguide-Datei auf der CD. Die Dokumentationen des SuperView-Plugins als auch der Vollversion von ArtEffect 2.5 befinden sich als deutsch- und englischsprachige Amigaguide- Dokumente ebenfalls auf der CD. Leider sind die beiden Anleitungen etwas auf der CD versteckt, so daß sich der Anwender erst einmal auf die Suche machen muß. Warum die genannten Dokumentationen nicht mit installiert werden, ist mir fraglich.
Zum leichteren Finden: Die deutsche Anleitung von ArtEffect 2.5 ist unter [3] und die englische unter [4] zu finden. Die englische Anleitung des SuperView-Plugins kann unter [5] eingesehen werden.
Das neue Postscript-Plugin verfügt über eine Vielzahl von Einstellungsmöglichkeiten.
So lassen sich Grafiken auf bestimmte Seitenverhältnisse wie DIN A3, DIN A4 und DIN A5 skalieren oder als farbiges EPS-Bild auf einem beliebigen Laufwerk speichern und natürlich auch auf einem Postscript-Drucker ausgeben. Neben Randeinstellungen und verschiedensten Dithering-Algorithmen können auch viele spezielle Postscript-Einstellungen geändert werden, die die Auflösung, den Kontrast und die Ausrichtung des späteren Ausdrucks beeinflussen. Da ich keinen Postscript-fähigen Drucker besitze, mußte für Kompatibilitätstests das Softwarepaket Ghostscript 5.10 [6] herhalten, was wiederum mit den meisten, von ArtEffect erzeugten, Postscript-Dateien keinerlei Probleme hatte. Was ich noch erwähnen möchte, ist, daß das Postscript-Plugin seine Arbeit selbst auf einen 040er sehr schnell erledigt. Eine Truecolor-Grafik mit 640x480 Pixeln benötigte nicht mal 4 Sekunden um als komprimierte, monochrome Postscript-Datei auf der Festplatte zu landen. Bei einer hochauflösenden Truecolor-Grafik mit 878x1314 Pixeln dauerte es dagegen schon um die 15-20 Sekunden, was für eine 68040-CPU allerdings immer noch kein schlechter Wert ist.
Mit dem SuperView-Plugin erhält der ArtEffect-Anwender die Möglichkeit, eine Fülle neuer Grafikformate zu laden und zu speichern. Hierzu gehören neben dem von einigen Anwendern schmerzlich vermißten GIF- und YUVN-Format (beide Formate können geladen und gespeichert werden) auch exotischere Varianten wie MacPaint oder ACBM (beide Formate werden nur beim Laden unterstützt). Mit zusätzlich installierter Drittsoftware wie MetaView [7], Ghostscript und fig2dev [8] können sogar Vektorgrafikformate wie WMF, AMF, EPS, PS oder FIG geladen oder in ein Pixelformat konvertiert werden.
Hier eine kurze Auflistung aller unterstützten Grafikformate:
Lesen und Schreiben:
BMP, GIF (87a, 89a) FBM, IFF (ILBM uncompressed, ILBM CmpByteRun1, DEEP, RGB8, RGFX, YUVN), JPEG, PCX, PNG, PNM (PPM), QRT, SGI, SunRaster, SVG, TGA, Amiga-Piktogramme (NewIcon und MagicWB/OS3.1), UtahRLE (nur mit Drittsoftware), Limbo (nur mit Drittsoftware), EPS (Lesen nur mit Ghostscript)
nur Lesen:
Datatypes, IFF (ACBM, FAXX, PBM), PhotoCD, Pictor/PC Paint, PNM (PBM, PGM), Mac (MacPaint, PICT2), C64 (Koala, Doodle), WPG, TIM, CorelDraw-Header, IMG, Windows-Piktogramme
Lesen nur mit Drittsoftware:
AMF, DXF, FIG, CGM, DR2D, Postscript, WPG, WMF
nur Schreiben:
ASM- und C-Source
Bei den unterschiedlichsten Grafikformaten ist zu beachten, daß meistens eine Daten- oder Farbreduktion erfolgt, da einige Grafikformate keine 24bit-Grafiken unterstützen (z.B. das GIF-Format). Falls diese Grafik später mit ArtEffect weiterbearbeitet werden soll, sollte sich der Anwender vor dem Speichern der Grafik in einem unbekannten Format über die möglichen Folgen im Klaren sein.
Für alle Layouter und Hobbyfotografen interessant: Das Plugin "Bordereffects". Etwas im Filter-Menü (Filter/Stilisierungsfilter/Bordereffects) versteckt, läßt sich mit diesem Plugin um jede Grafik ein hübscher Rahmen zaubern.
Die Breite des Rahmens ist dabei frei wählbar. Da es keine Möglichkeit gibt (jedenfalls ist mir keine aufgefallen) eigene Rahmendokumente zu erstellen, befindet sich im Lieferumfang der Plugins-Collection schon eine Auswahl von 264 hochqualitativen Rahmen-Dokumenten. Was ich bei dieser großen Anzahl vermißt habe, ist eine schnelle Vorschaufunktion, die grob die Umrisse des Rahmens darstellen kann. So muß jedesmal ein ca. 2MB großes Rahmen-Dokument mit Hilfe eines Dateirequesters ausgewählt und mittels der Filtervorschaufunktion berechnet werden. Wenigstens verfügen alle Rahmendokumente über ein aussagekräftiges Piktogramm, welches über den Umweg der Workbench doch noch eine relativ leichte Auswahl ermöglicht.
Neben neuen Funktionen bietet die Plugins-Collection selbstverständlich auch noch eine ganze Menge neuer Grafik-Filter. Neben einfacher gestrickten, aber durchaus nützlichen Filtern wie dem "Eraser" (löscht das Bild in einer wählbaren Farbe) oder "Prisma" (der Name sagt alles) gibt es noch eine ganze Menge echter Profi-Filter wie "Smart-Blur" (genialer Weichzeichner) oder "UnSharpMask" (Scharfzeichner). Da es etwas zuviel wäre, an dieser Stelle jeden einzelnen Filter haarklein zu erklären, gibt es hier nur eine kurze Aufzählung der neuen Grafikfilter mit meinen eigenen Kommentaren:
Farbfilter:
Threshold+
Shift
Prisma
Lightchange
Color to Gray
AutoLevel
Alien
Weichzeichner:
Softener
Smart Median
Smart Blur
Gaussian Blur
Average
Scharfzeichner:
Unsharp Mask
Stilisierungsfilter:
Solar
Shine
Psycho
Pagecurl
Oilpainting
Neon
Highpass
Glow
DarkGlow
Border Effects
Verzerrungsfilter:
Wave
Warp
Wabble
Ripple
Polar
Object Warp
Vergröberungsfilter:
Rankorder
Spezialfilter:
Smear Blur
Eraser
Engrave
Autocrop
Tja, was soll ich sagen? Mir gefällt die Plugins-Collection und ich kann sie eigentlich jedem ArtEffect-User empfehlen. Mal ganz abgesehen von den kleineren Installationsproblemen und den etwas versteckten Dokumentationen wird ArtEffect um jede Menge professionelle Filter und Funktionen erweitert. Für einen Preis von 45,- EURO gibt es auf anderen Plattformen nicht mal einen einzigen Filter, der auch nur annähernd die Qualität des "UnSharp Mask"- oder "Smart Blur"-Filters erreicht (dort fängt der Spaß ab 75 bis 100,- EURO an). Selbst die Anwender, die überhaupt noch nichts mit ArtEffect zu tun hatten, machen mit dieser CD ein echtes Schnäppchen, denn die mitgelieferte Vollversion von ArtEffect 2.5 besitzt nur leichte Einschränkungen gegenüber der aktuellen V4 (keine Text/Effektebenen, keine Farbverläufe). Besitzer einer PowerPC-Erweiterung müssen leider in den sauren Apfel beißen, denn den teilweise dringend benötigten Support für diese CPU sucht man auf der Plugins-Collection vergeblich.
Christian Aichinger <christian@aakt.de>